Einige Highlights aus dem Uhrenmuseum Winterthur

Astronomische Prunkuhr Monstranz

Astronomische Prunkuhr Monstranz

Augsburg, um 1600

Die astronomische Prunkuhr in Form einer Monstranz gehört zu den Spitzenleistungen der Uhrmacherkunst. Das Zifferblatt stellt mit seinem Netz von Himmelslinien das Himmelsgewölbe dar. Darüber kreisen 366 Mal im Jahr die auf den Spitzen der Spinne eingezeichneten Fixsterne und geben ihre Position an. Einmal jährlich wandert der Sonnenzeiger durch den Tierkreis. Der Schnittpunkt des Sonnenzeigers mit dem äusseren Rand des Tierkreisringes zeigt das Tierkreiszeichen, den Monat und auf der Horizontlinie zusätzlich den Auf- und Niedergang der Sonne an, der Mondzeiger zeigt das Mondalter. Zudem lassen sich unter anderem künftige Mond- und Sonnenfinsternisse sowie astrologische Konstellationen und Festtage ablesen. Die Zifferblätter auf den Schmalseiten dienen astronomisch-kalendarischen Zwecken.

Sign. PB und Augsburger Beschauzeichen (Paulus Braun Innungsmeister 1581)

Die Astronomische Prunkuhr Monstranz ist permanent ausgestellt in der Sammlung Konrad Kellenberger.

Holzräderuhr mit Figurenautomat

Holzräderuhr mit Figurenautomat

Neuenburg (vermutlich Val de Ruz), 1752

Bis heute gibt es keine vergleichbare Schweizer Holzräderuhr mit ganzen Puppen als Figurenautomaten. Es handelt es sich um ein ganz besonderes Unikat, das vielleicht aus dem Besitz einer Müllerfamilie stammt. Der Hersteller der Uhr könnte ein sehr geschickter Handwerker sein, der mit dem Mühlenbau vertraut war und für eben diese Familie eine Uhr herstellte.

Gehwerk mit Spindelgang, Viertelstunden- und Stundenschlagwerk, zwei Schlagfiguren und ein Flötenspieler.

Die Holzräderuhr mit Figurenautomat ist permanent ausgestellt in der Sammlung Konrad Kellenberger.

Appenzeller Holzräderuhr

Appenzeller Holzräderuhr

Teufen, 1767

Diese Appenzeller Holzräder von Emanuel Brugger zeichnet sich durch eine reiche Bemalung und mit einer Höhe von 88 cm ungewöhnliche Grösse aus. Aufgemalte, barock gewundene Säulen mit vergoldeten Basen und korinthischen Kapitellen stehen auf der marmorisierten Konsole. Sie tragen einen Segmentgiebel. Das Gefüge wirkt wie ein Altaraufbau, der einen würdigen Rahmen für die Darstellungen und Sinnsprüche über Leben und Tod bildet. Das Motiv «Gedenke des Todes» ist auf der Uhr in verschiedenen Formen präsent. Der Symbolgehalt und die logische Abfolge der verschiedenen Darstellungen lassen vermuten, dass die Uhr für einen Geistlichen angefertigt wurde.

Die Uhr besitzt im Werk auffallend grosse Holzräder mit Speichen und eingeschlagenen Eisenzähnen. Diese an Mühlenräder erinnernde Verzahnungsart ist äusserst selten.

Sign. Emanuel Brugger, Teufen A.R. 1767.
Gehwerk mit Spindelgang, Stundenschlagwerk, Wecker, seltene Verzahnungsart, innenverzahnte Schlossscheibe, Kuhschwanzpendel.

Die Appenzeller Holzräderuhr ist permanent ausgestellt in der Sammlung Konrad Kellenberger.

Gold-Emailuhr mit Automat und Musikwerk «Theater»

Gold-Emailuhr mit Automat und Musikwerk «Theater»

Genf, um 1805

Weltweit sind wenige Gold-Emailuhren mit Automat und Musikwerk «Theater» bekannt. Sie besitzt einen komplizierten Automaten mit einem «en-ronde-bosse», plastisch ausgearbeitetem, farbig bemaltem Tanzpaar. Die winzigen Figuren setzen sich zu den Klängen der Musik in Bewegung. Das Paar ist dabei in der Lage, sich zu drehen, sich zu trennen, um sich sogleich wiederzufinden. Zudem kann es hüpfende Bewegungen imitieren. Ein Dirigent und eine Harfenspielerin vervollständigen rechts und links im Vordergrund die reizvolle szenische Darbietung.

Die Gold-Emailuhr «Theater» ist permanent ausgestellt in der Sammlung Oscar Schwank.

Revolutions-Taschenuhr

Revolutions-Taschenuhr

Frankreich, um 1793/95

Der französische Revolutionskalender wurde infolge der Französischen Revolution von 1789 geschaffen und galt offiziell ab dem 22. September 1792 bis zum 31. Dezember 1805. Die Revolutionäre brachen mit der alten Ordnung, mit dem gregorianischen Kalender, und führten die Dezimalzeit ein: Das Jahr besass zwölf Monate zu dreissig Tagen mit jeweils drei Dekaden zu zehn Tagen. Der Revolutionskalender führte also eine Zehntagewoche ein. Dadurch gab es nur noch alle zehn Tage einen freien Tag. Der Tag wurde in zehn Stunden zu hundert Minuten zu hundert Sekunden eingeteilt. Die zwölf Monate des republikanischen Kalenders wurden in vier jahreszeitliche Gruppen eingeteilt. Verschiedene Uhrenhersteller bauten entsprechende Dezimaluhren. Die meisten dieser Uhren hatten dabei ein Zifferblatt, das die alte und neue Tageseinteilung nebeneinander anzeigte.

Anzeige für republikanischen Kalender (30 Tage), Dezimalstunden und -minuten, Normalstunden (1–12) und -minuten, Spindelhemmung, Unruh-Spirale, Schnecke-Kette.

Diese Revolutions-Taschenuhr ist gemeinsam mit anderen Revolutions-Taschenuhren permanent ausgestellt in der Sammlung Oscar Schwank.

Goldtaschenuhr

Goldtaschenuhr

Paris, 1830

Es handelt sich hier um eine der wenigen Breguet-Uhren mit dieser Zeiger- und Zifferblattgestaltung. Dazu besitzt die Uhr eine frühe Ankerhemmung. Lord Willoughby erwarb diese Golduhr am 12. Juli 1830 zum Preis von 5000 Francs. Sie blieb bis 1997 im Besitz der Familie Willoughby. Peter Robert Drummond-Willoughby (1772–1865) trat nach dem Tod seines Vaters 1820 als 22. Baron Gwydir in den Adelsstand ein. 1821 amtierte er als stellvertretender Lord Great Chamberlain bei der Krönung von Georg IV. Mit dem Einsitz ins Oberhaus 1829 erhielt er den Titel Lord Willoughby of Eresby.

Sign. BREGUET No. 4405

Die Goldtaschenuhr ist permanent ausgestellt in der Sammlung Oscar Schwank.

Dauerausstellung

Universum der tickenden Handwerkskunst – die Sammlung Konrad Kellenberger

Universum der tickenden Handwerkskunst – die Sammlung Konrad Kellenberger
Berner Holzräderuhr mit Figurenautomaten, Bernbiet, 1793

Die international bekannte Sammlung von Konrad Kellenberger zeigt eiserne Hausuhren des 15. bis 17. Jahrhunderts aus dem deutsch- und französischsprachigen Raum sowie die mittlerweile weltweit prominenten Konsolenuhren der Winterthurer Uhrmacherfamilie Liechti.

Einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung bildet die einzigartige Kollektion von Schweizer Holzräderuhren aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, es ist die wohl umfangreichste Präsentation auf diesem Gebiet. In einem augenfälligen Kontrast dazu stehen die kunstvollen Prunkuhren aus der Renaissance, darunter die einmalige Monstranz aus Augsburg um 1600.

Zur Sammlung Konrad Kellenberger

Dauerausstellung

Zeit der kleinen Uhren – die Sammlung Oscar Schwank

Zeit der kleinen Uhren – die Sammlung Oscar Schwank
Goldtaschenuhr, Paris, 1806. Sign. Breguet, No. 1885

Die ehemalige Uhrensammlung Kellenberger erhielt 2012 exzellenten Zuwachs: 

Die Taschenuhrensammlung von Oscar Schwank gelangte mit rund 220 Exponaten nach Winterthur und bereichert seither die bestehende Präsentation aufs Schönste, brachte sie doch einen wichtigen Bereich ein, der bislang kaum vertreten war.

Oscar Schwank kaufte nur die besten Stücke und baute seine Sammlung mit einem sehr sorgfältigen und zielgerichteten Blick auf. Die Uhren demonstrieren technisches Können und künstlerische Raffinesse und zeugen ebenso von Reichtum und standesgemässer Repräsentation.

Zur Sammlung Oscar Schwank

Gastspiel

24.09.24 – 23.03.25

Die Zeit-Uhr von Beat Haldimann, Thun

Wie kann die Wahrnehmung von Zeit abgebildet werden? Wie lassen sich Zeitspannen und ihre Veränderungen darstellen? Die «Zeit-Uhr» verfolgt einen geradezu philosophischen Ansatz und verknüpft die Messung der Zeit mit der Abbildung der Wahrnehmung der Zeit.

Der Uhrmacher Beat Haldimann (*1964) bricht die Tradition der klassischen Zeitanzeige von mechanischen Uhren ganz bewusst, indem er die Grenzen des Mediums grundlegend auslotet. 2002 als einer der zwanzig bedeutendsten Uhrmacher der Welt ausgezeichnet, erhielt er 2009 für sein Lebenswerk den renommierten Prix Gaïa. Mit seiner Kreation H9, dem «schwarzen Loch am Handgelenk», näherte er sich 2008 mit radikaler Reduktion der Erfahrbarkeit von Zeit an, 2013 widmete er sich mit der «Zeit-Uhr» der Abbildbarkeit von Zeit.

Brigitte Vinzens, Konservatorin des Uhrenmuseums Winterthur, gibt in der Reihe «Museum am Mittag» am Freitag, 20. Dezember 2024 um 12:30 Uhr einen vertiefenden Einblick. Die Führung ist kostenloser Bestandteil des Museumseintritts. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

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Gastspiel  – Aktuelles Programm

Im Rahmen der Reihe «Gastspiel» zeigt das Uhrenmuseum Winterthur jeweils eine ausgewählte Uhr aus einem anderen Museum oder aus einer privaten Sammlung. Ob aussergewöhnliches Glanzlicht, exquisite Rarität oder unbekannter Zeitzeuge – jeder Gast rückt auch die bestehende Sammlung in ein anderes Licht.

Das Programm mit dem aktuellen Gastspiel und den Themen der öffentlichen Mittagsführungen im «Museum am Mittag» wird halbjährlich kommuniziert.

Veranstaltungen im Uhrenmuseum Winterthur

Fr 15.11.2024
Museum am Mittag: Französische Cheminée-Uhr
Museum am Mittag: Französische Cheminée-Uhr
Die französischen Kaminuhren des Empire sind unter dem Begriff «Pariser Pendulen» bekannt und gehören noch immer zu den weit verbreiteten und beliebten Uhren.
Zur Veranstaltung
Fr 20.12.2024
Museum am Mittag: Die Zeit-Uhr von Beat Haldimann, Thun (Gastspiel)
Museum am Mittag: Die Zeit-Uhr von Beat Haldimann, Thun (Gastspiel)
Wie kann die Wahrnehmung von Zeit abgebildet werden? Wie lassen sich Zeitspannen und ihre Veränderungen darstellen? Die «Zeit-Uhr» verfolgt einen geradezu philosophischen Ansatz und verknüpft die Messung der Zeit mit der Abbildung der Wahrnehmung der Zeit.
Zur Veranstaltung
Fr 17.01.2025
Museum am Mittag: Sorguhren aus dem Schwarzwald
Museum am Mittag: Sorguhren aus dem Schwarzwald
Der Uhrmacher Josef Sorg aus Neustadt im Schwarzwald stellte um 1830 sehr kleine Miniatur-Schwarzwalduhren her, die nach ihrem Erfinder benannt werden: Sorguhr.
Zur Veranstaltung

Angebote für

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit für die Zeit

Möchten Sie mehr wissen über Eisenuhren aus der Innerschweiz, frühe Halsuhren oder beispielsweise Klappsonnenuhren? Die Palette der Themen ist so breit wie die Geschichte der Zeitmessung lang ist. Im «Museum am Mittag» vermittelt die Konservatorin Brigitte Vinzens jeweils von 12:30 bis 13:00 Uhr in Kurzführungen vertiefte thematische Einblicke in die Sammlungen von Konrad Kellenberger und von Oscar Schwank. Sporadisch werden auch Fachreferate von Experten aus der Welt der Uhren veranstaltet.

 

Hier bleibt die Zeit nicht stehen

Das Uhrenmuseum Winterthur ist mehr als nur barrierefrei und ermöglicht allen eine ganz eigene Erfahrung von Zeit. So ist in der einmaligen Präsentation der historischen Uhren der Sammlung Konrad Kellenberger die Zeit geradezu hör- und spürbar: Viele Uhrwerke sind aktiv und ihr rhythmisches Ticken untermalt den Museumsbesuch mit einem stimmigen Klangteppich. Ticktack, ticktack.

 

Auf Zeitreise im Uhrenmuseum Winterthur

Nirgends lässt sich das Phänomen Zeit und die Geschichte der Zeitmessung besser erklären als in der unmittelbaren Umgebung von historischen Uhren. Hier können Kinder und Jugendliche anschaulich und altersgerecht am Rad der Zeit drehen und entdecken, dass jede Uhr ein bisschen anders tickt. Angeboten werden im Moment Führungen und Workshops für Schulklassen ab Unterstufe bis Sekundarstufe II.

 

Der Zeit immer einen Schritt voraus

Das Uhrenmuseum Winterthur versendet halbjährlich Medieninformationen zu den aktuellen Wechselausstellungen, zum Gastspiel und den thematischen öffentlichen Führungen im Rahmen der Reihe «Museum am Mittag». Zu diesen wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website Medieninformationen sowie hochaufgelöste Medienbilder zum Download. Informationsmaterialien zu den permanenten Sammlungen und den Veranstaltungen finden Sie ebenfalls auf unserer Website.

 

Informationen für Medienschaffende

Das Uhrenmuseum Winterthur versendet halbjährlich Medieninformationen zu den aktuellen Wechselausstellungen, zum Gastspiel und den thematischen öffentlichen Führungen im Rahmen der Reihe «Museum am Mittag». Informationsmaterialien zu den permanenten Sammlungen und den Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website.

Brigitte Vinzens
Konservatorin Uhrenmuseum Winterthur

+41 (0)52 267 51 36 / 28

Ein Blick zurück. Besuchen Sie unser Ausstellungsarchiv

Das Archiv mit den Gastspielen und den Wechselausstellungen befindet sich noch im Aufbau und wird fortlaufend ergänzt.