Steckbrief der Uhr
Wie alle Holzräderuhren schweizerischer Herkunft sind Toggenburger Uhren in ihrem Äusseren, in der Form und Bemalung der Zifferblätter, im Aufbau sowie in der künstlerischen Ausarbeitung charakteristisch für die Gegend, in der sie entstanden sind. Ausserdem sind den Schildern meist zwei oder drei relativ grosse, stilisierte Tulpenknospen aufgesetzt. Typisch sind die «Ohren» und «Füsse» am Schild sowie die Bemalung mit Nelken und Rocailles, die sich auch auf Toggenburger Schränken und Truhen finden. Zudem sind bei den Toggenburger Holzräderuhren das Werkgestell aus Buchenholz und die Räder aus Bergahorn.
Eine einzigartige Uhr
Diese seltene Holzräderuhr ist mit einem Gehwerk mit komplexem Zeigerwerk für die Zeit- und Kalenderanzeige sowie mit einem Viertelstundenschlag- und zwei Stundenschlagwerken ausgestattet. Sie ist an der Rückseite des Zifferblattes mit 1773 datiert. Die vielen Anzeigen sind aussergewöhnlich. Gleichzeitig ist sie vermutlich die einzig bekannte Holzräderuhr der Schweiz, die mit einem zweiten Schlossscheiben- Stundennachschlagwerk ausgerüstet ist.
Der Hersteller
Im Toggenburg sind nur wenige Hersteller namentlich bekannt. Der prominenteste Toggenburger Zytlimacher ist Franz Joseph Büchler aus Hemberg. Diese Uhr wird ihm aufgrund vieler «Büchler»-typischen Merkmalen zugeschrieben. Zu diesen gehören die seitlich am Werkgestell befestigten Holzfallen, mit denen die Hebel für das Schlagwerk in ihren Lagerungen gehalten werden. Diese Schiebefallen sind profiliert geschnitzt, was ein unverkennbarer Hinweis auf eine «Büchler»-Uhr ist. ist.
Ein erfinderischer Zytlimacher
Büchlers Uhren sind neben seinen einfachen Holzräderuhren wegen der sogenannten Schlossscheiben-Repetition bekannt. Diese geniale Einrichtung dürfte eine Erfindung von Franz Joseph Büchler sein. An der Gastuhr ist zwar keine solche Schlossscheiben-Repetition vorhanden, doch im Uhrenmuseum Winterthur befinden sich zwei dieser Uhren.
Die Anzeigen der Uhr
Am zentralen Stundenzifferblatt mit Stundenzeiger befinden sich aussen die Namen der Tierkreiszeichen. Auf der Achse des Stundenzeigers dreht ein weiterer Zeiger mit Mond für die Angabe des Tierkreiszeichens, in das der Mond am betreffenden Tag eintritt. Dieser Zeiger läuft in 27 ½ Tagen einmal herum, was annähernd einem siderischen Monat entspricht. Diese «Mond-im-Tierkreis-Anzeige» war sicherlich für die ländliche Bevölkerung sehr wichtig.
Unter dem Stundenzifferblatt befindet sich das separate Viertelstundenzifferblatt mit Zeiger, links darüber die Anzeige des Wochentags, rechts davon die Mondphase und das Tagesdatum. Zuoberst findet sich die Anzeige der Monatsnamen.
Die Schlagwerke
Die Uhr hat drei Glocken. Die Viertelstunden werden auf die linke Glocke geschlagen, rechts liegen die zwei Stundenglocken übereinander. Auffällig ist dabei, dass die grössere, obere Glocke höher und die untere, kleinere Glocke tiefer klingt. Auf die obere Glocke wird der Stundenschlag zweiten, dem Stundennachschlagwerk aus, die gleiche Stunde auf die untere Glocke noch einmal geschlagen. Dies ist auch bei grösseren Kirchen oder Klöstern üblich. In technischer Hinsicht hat Franz Joseph Büchler für die Auslösung des zweiten Stundenschlagwerkes eine den Turmuhren ähnliche Konstruktion verwendet.
Beide Stundenschlagwerke werden während des vierten Viertelschlages auf ihre kommenden Schläge vorbereitet. Sind die Viertel fertig geschlagen, wird das erste Stundenschlagwerk freigegeben. Das zweite Stundenschlagwerk bleibt so lange blockiert, bis das erste fertig geschlagen hat. Erst dann wird das zweite Stundenschlagwerk für die Stundenschlagwiederholung freigegeben.

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