Französische Gotik
Stilistisch waren die frühen Räderuhren vom gotischen Baustil beeinflusst. Dies ist vor allem am Gestell des Uhrwerkes und bei Konsolenuhren an der Zifferblattform erkennbar. Die Pfeiler der Werke sind übereck gestellt und – wie bei französischen Kathedralen – mit massiven Füssen, Wassernasen und im oberen Teil mit Fialen versehen.
Prägnante Konstruktionsmerkmale
Schon bei sehr frühen französischen Turmuhren befindet sich das Zeigerwerk im Unterschied zu Werken aus deutschsprachigen Gegenden an der breiten Seite des Werkes. Die Räder von Gehwerk und Schlagwerk sind nicht hintereinander, sondern um 90 Grad gedreht nebeneinander. Diese Anordnung benötigt ein zusätzliches Winkelgetriebe, von dem her die Zeiger über das Zeigergetriebe angetrieben werden. Deshalb fand diese Bauweise erst mit den fortschreitenden technischen Möglichkeiten ab dem 18. Jahrhundert eine breite Verwendung. Am französischen Turmuhrgestell zeichnet sich ab circa 1600 ein weiterer Konstruktionsunterschied ab. Im oberen Bereich wird anstelle eines Querbandes ein liegendes Band verwendet, das mit den Pfeilern verkeilt ist. Diese Merkmale finden sich nicht nur an Turmuhren, sondern auch an französischen Konsolenuhren des 17. Jahrhunderts.
Fortwährende Modernisierung
Konnte sich eine Stadt oder eine Gemeinde eine Turmuhr leisten, versah diese oft über Jahrhunderte ihren Dienst. Meist übernahmen Uhrmacher das Amt des Zeitrichters. Diese reparierten und modernisierten die Uhren regelmässig, stiegen doch auch die Ansprüche an die Zeitmesser konstant. So wurden viele Uhren nach der Pendelerfindung mit einem Pendel ausgestattet, weil die Uhr damit viel exakter ging. Manchmal änderten die Reparateure das Räderwerk, um eine längere Gangdauer von beispielsweise 12 auf 24 Stunden zu erreichen. Auch setzten sie einen Kurbelmechanismus ein, um das Aufziehen der Uhr zu vereinfachen. Aufgrund der langen Lebenszeit von Turmuhren ersetzte man sie oft erst im 20. Jahrhundert. Zudem wurden die alten Uhren meist in nur noch unvollständigem Zustand auf die Seite gestellt. So blieben wenige der frühen Objekte erhalten, die in der Folge oft auf ihre ursprüngliche Gangart – Spindelhemmung und Waage – zurückgebaut wurden. Auch wenn viele Spuren der Änderungen sichtbar bleiben, werfen sie immer interessante, ungeklärte Fragen über das Leben einer Uhr auf.
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