Figürliche Darstellung der Szenen von Vergänglichkeit und Erlösung
Diese einmalige Appenzeller Holzräderuhr ist mit zwei Gruppen von Figurenautomaten ausgestattet. Alle beweglichen Figuren dieser Uhr stellen insgesamt drei Szenerien dar. Unten, vom Gehwerk der Uhr angetrieben, ist die Szene eines Sterbenden im Bett zu sehen: Den Mund zu einem Schrei geöffnet, hebt er die Arme um Hilfe betend in die Höhe. Von links nähern sich ihm in schnellen Schritten ein Priester mit Bibel oder Gebetbuch in den Händen und ein Schutzengel, von rechts das Gerippe des Todes mit Sense und der schwarze Teufel mit Hörnchen und Gabel. Daraufhin weichen diese nur langsam und zögerlich zurück, wodurch der Sterbenskampf zusätzlich unterstrichen wird. Die Jahreszahl 1801 ist auf dem Rand des Sterbebettes ein zweites Mal notiert.
Ebenfalls mit dem Gehwerk geführt, hebt im Giebel der Uhr Jesus Christus hinter der von sieben Kerzen beleuchteten Richterbank periodisch den rechten Arm zum Zeichen der Erlösung, während Maria fürbittend die Arme zusammenschlägt. Unterhalb von Jesus und Maria befindet sich der Apostelgang. Dieser ist mit dem Stundenschlagwerk gekoppelt: Jeder der zwölf mit ihren Symbolen dargestellten Apostel schlägt mit einem Hammer, der durch einen Hebestift gehoben und wieder fallen gelassen wird, die entsprechende Stunde auf die Glocke.
Die Wiederentdeckung
Dank Altabt Dr. Kassian Lauterers (*1934) persönlicher Vorliebe für alte Uhren blieb diese einmalige Uhr erhalten. Viele Jahre schlummerte dieses einzigartige Kunstwerk im Speicher des Bregenzer Klosters Mehrerau. Es ist nicht bekannt, wann oder durch wen dieses Werk ursprünglich nach Mehrerau kam. 1979 wurde die Uhr vom Feinmechaniker Linus Good, Mels/SG, restauriert. Dieser fertigte danach 1983/84 eine Kopie des Originals aus dem Kloster Mehrerau für das Heimatmuseum Appenzell an. Altabt Dr. Kassian Lauterer deutet diese Uhr als ein Instrument, das den Menschen jener Zeit mit der Mahnung an die Vergänglichkeit des Lebens die Möglichkeit zur Besinnung geben sollte.
Ein Unikat
Bis heute ist dieses Meisterwerk die einzig bekannte Appenzelleruhr von Johan Joseph Gmönder, signiert mit «M Johan Joseph Gmönder von Apenzel 1801». Das «M» steht wahrscheinlich für «Macher», wie es manchmal auf Appenzeller oder Toggenburger Holzräderuhren zu finden ist. Das Werkgestell mit den für Appenzelleruhren charakteristischen Kerbschnitzereien ist aus Kirschbaumholz gefertigt. Das kurze Pendel befindet sich nicht vor dem Zifferblatt, wie es sonst bei Holzräderuhren aus dem Appenzell üblich ist. Es ist seitlich am Werk angebracht und schwingt hinter dem verschlossenen Türchen. In imposanter Weise ist beim Blick in das komplizierte Werk ein grosses Käfigtrieb für das Figurenkarussell der Apostel gut sichtbar.
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